13.5.14 Kommerzielles Theater Anmerkungen zum Eurovision Song Contest von 2014
Als Schülerband haben wir einmal an einem Wettbewerb teilgenommen, Sieger wurde, wem am Lautesten geklatscht wurde. Es gewann natürlich die Band aus dem Veranstaltungsort. Damals verstand ich, dass man Kunst nicht messen kann und darf. Seither sind mir alle musikalischen Wettbewerbe suspekt, vom Gstanzlsingen bis zum Eurovision Song Contest. Das aufgeblasene Glitzertheater von letzterem hat mich seit Jugendtagen abgestossen. Diese Veranstaltung die vorgab Völkerverständigung fördern zu wollen, war der reine Kommerz und die nationalen Animositäten, die bei der Punktevergabe regelmäßig zum Vorschein kamen, zeigten, wie es um Europa wirklich stand. Dann die immergleichen Schlagerkomponisten, die ihr Produkt immer mehr in Glanzpapier, mit Bühnenshow, elektronischem Schnickschnack und den immergleichen musikalischen Phrasen verpackten und ihre Pfründe verteidigten! Als die Länderverteter auch noch begannen sich ihrer eigenen Sprache zu schämen und nur noch Englisch sangen, da wurde klar, dass dies eine Propagandaveranstaltiung der Globalisierung war und Ausdruck der Verachtung der Völker, ihrer Vielfalt und Eigenheiten. Ob das den Teilnehmern bewußt war, glaube ich aber eher nicht. Sie hatten nur den kommerziellen Erfolg im Auge, und um den zu gewinnen, mußte man immer noch einen Showeffekt draufsetzen. Von der Tanzgruppe "Dshingis Khan" aus den Achtzigern bis zur Transvestitenshow in diesem Jahr - es ging immer nur um Auffallen und auf diese Weise Kohle zu machen. Heute empören sich viele, weil ein bärtiger Jesusdarsteller im Glitzerkleid gewonnen hat. Die Ähnlichkeit mit tief verwurzelten religiösen Darstellungen ist unübersehbar, doch diese kommerzialisierte Plasphemie ist gegenwärtig nicht das Thema. Dagegen wird das Ganze zu einer moralischen Sache hochgespielt, zur Entscheidung über Toleranz, Modernität und veralteten moralischen Auffassungen. Es ginge um Toleranz gegenüber sexueller Abart, in der sich endlich wieder einmal die "modernen Westler" von den verknöcherten Osteuropäern und Muselmanen unterscheiden können. Im gegenwärtigen immerhin nicht ganz unwahrscheinlichen Vorstadium eines Krieges und der allgemeinen Russenhetze des Imperiums und seiner Statthalter, vielleicht kein Zufall. Doch wir sollten alles ein wenig tiefer hängen. Da hat eine herausgeputzte, freundlich verklärt schauende Ikone mit Bart und Prinzessinnenkleid eine rührende Show geliefert. Wenige fanden es lustig, andere wie die Verkündigung eines Evangeliums, wieder andere fanden es mitleidserregend und nicht wenige haben Sorge, dass wieder einmal das Abweichende als Vorbild für die Kinder dienen und die um sich greifende sexuelle Verwirrung zum Normalzustand werden könnte.
Doch vermutlich war alles nur Pop und Kommerz, der durch Auffallen die Geldbeutel öffnen soll. Ob ein Mensch dafür mißbraucht wurde oder ob Thomas Neuwirth, alias Conquita Wurst wirklich eine Botschaft vermitteln wollte, ich weiß es nicht. Ich habe mir im Nachhinein das Lied angehört, mit geschlossenen Augen übrigens, um vom Lied nicht durch visuelle Reize abgelenkt zu werden. Was soll ich sagen, ich kann nichts damit anfangen, aber nicht weil die/der Vortragende einen Bart hatte. |